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„Dinosaur Sr. bietet einen lustvollen Gegenentwurf zu stromlinienförmiger Pop-Fertig-Ware” (Johannes Kloth, SR2 KulturRadio)
„Das Album ist wie eine Reise durch eine Märchenwelt: Überall gibt es Edelsteine, seltsame Wesen und liebliche Landschaften zu entdecken – ab und zu tauchen auch mal ein paar dunkle Gestalten auf.” (Sebastian Dingler, Saarbrücker Zeitung)
Auf ihrem neuen Album scheren sich Savoy Truffle so rein gar nicht um Playlisten- und Radiotauglichkeit, um schnelle Klicks und doofe Algorithmen. Dafür aber um so mehr um liebevolle Details, überraschende musikalische Wendungen und große Melodien.
„Von ABBA bis Zappa“ – so raunten sich in einem vergangenen Jahrhundert Musikfans zu, wenn sie die ganze Bandbreite ihrer Plattensammlung illustrieren wollten. Und das hieß nicht nur „von A bis Z“, sondern auch „von lupenreinem Disco-Pop bis zu vertracktem Avantgarde-Rock“. Es war eine Zeit, in der man voller Vorfreude einen neuen Plattenschatz nach Hause trug, den man sich von seinem Taschengeld abgespart hatte, in der man Stunden mit der Kreation des perfekten Mixtapes verbrachte – in der Musik noch wertgeschätzt wurde.
Mit ihrem achten Album „Dinosaur Sr.“ (sprich „Dinosaur Senior“) beschwören Savoy Truffle nun diese vergangene Welt wieder herauf: In 14 Songs schert sich die Band so rein gar nicht um Playlisten- und Radiotauglichkeit, um schnelle Klicks und doofe Algorithmen. Dafür aber um so mehr um liebevolle Details, überraschende musikalische Wendungen und große Melodien. Savoy Truffles bezaubender RetroSound klingt mal intim und kammermusikalisch, mal episch und cineastisch; mal poppig und catchy, mal wild und schräg – manchmal alles in einem einzigen Song!
„An adventure in stereo“ heißt es auf der Plattenhülle und so begeben wir uns von der hypnotischen Eingangssequenz von „(The Hardest Part) Is Being Born“ bis zum rumpelnden Schlussakkord von „The Hitchhiker’s Guide“ auf eine abenteuerliche Reise mit Elefanten und Katzen, Galaxien und Ozeanen, Liebe, Freude, Hass, Trauer, Hoffnung und Dinosauriern. Das dazu passende, liebevoll collagierte, retrofuturistische Artwork verwandelt das Album in ein kleines Gesamtkunstwerk.
Da macht es sich natürlich gut, dass die achtköpfige Band neben dem Standard-Instrumentarium Gitarre (Thom Berger), Bass (Christoph Brill), Drums (Frank J. Meyer) und Keyboards (Zippo Zimmermann) jede Menge weitere Klangfarben im Repertoire hat: Da klingelt das Glockenspiel, röhren die Saxophone (beides Kathrin Berger), pluggern die Congas (Alain Neumann) und singt das Cello (Sigrid Münchgesang) – überspannt von Awa Taban-Shomals klarer, kraftvoller Stimme.
Wer Savoy Truffle schon mal bei ihrer jährlichen Konzertserie im Saarbrücker „Theater im Viertel“ gesehen hat, weiß, dass mit Meike Degand gelegentlich eine weitere Musikerin auf der Bühne steht – an einem höchst wundersamen elektronischen Instrument: Das Theremin wurde 1920 in der Sowjetunion erfunden. In den 50ern setzte man es gerne in Science-Fiction-Filmen ein, wo es für die passende außerirdische Atmosphäre sorgte. Auf „Dinosaur Sr.“ summt und singt, säuselt und zwitschert es nun durch vier Album-Titel.
Wie schon bei ihren letzten beiden Alben haben die Musiker über 2 Jahre hinweg alle Titel selbst aufgenommen und abgemischt. Gemastert hat die Aufnahmen dann Marcel Sude, der bereits seit 1997 regelmäßig mit der Band zusammenarbeitet.
Variabel und gewandt, charmant und elegant lotet die achtköpfige Band die musikalischen Möglichkeiten zwischen hinreißenden Pop-Ohrwürmern, coolen Latin-Grooves, urigen Folk-Einlagen und furiosen Rock-Reißern aus.
Zu einer Zeit, in der sich "Leistung wieder lohnen" muss, in der bei Casting-Shows hoffnungsvolle Pop-Azubis "hart an sich arbeiten", bilden Savoy Truffle den musikalischen Gegenentwurf – mit ihrer Lust am üppigen Soundgewand und am herrlich überflüssigen Detail, mit ihrer Weigerung, an der Karriere zu feilen und stattdessen unbeschwert von kommerziellen Zwängen ihrer Liebe zur Pop-Musik zu frönen.