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Mit ihrem zweiten deutschsprachigen Debüt malt das Stuttgarter Quintett ein bizarres und gleichsam beklemmend reales Bild der Welt und greift dabei aus dem vollen Text- und Klangbaukasten, um ein Meisterwerk zu produzieren.
Schon im "Intro" wird klar, worauf das Konzeptalbum abzielt. Die digitalisierte, immer schneller werdende Welt, die mit der Gleichschaltung der Menschen und einer zunehmenden Entgrenzung und Entfremdung einhergeht, wird von der Band auf verschiedene Weise thematisiert und musikalisch verarbeitet.
Mit Klängen und digital verzerrter Stimme, die sofort den Film Tron aus dem Jahr 1982 ins Gehirn rufen, gleitet PILLE in den ersten Song "Rausda", der erst anmutet wie elektronisch aufgefrischter HipHop, im Refrain aber ein ordentliches Brett Alternative durch die Boxen schiebt. Der Text ist brillant und die Stuttgarter zeigen, wie sehr sie es beherrschen Spannungsbögen zu bauen, die Gänsehaut erzeugen.
Das nächste Lied "Signal" bringt einen Hauch Industrial als neue Klangfarbe ins Spiel. Max‘ Stimme fährt direkt in den Magen, während das Cello mit klagenden Klängen am Gehörgang zerrt.
Die Ballade "Zehn Minuten" bringt nochmal eine ganz neue musikalische Nuance in das Album und trifft mit Passagen wie "Zeit gegen Leben, Leben gegen Zeit, Zeit Lebens geben und zum Leben keine Zeit" wortwörtlich den "Nerv der Zeit".
Die Kombination aus elektronischen Beats, Klangmauern und treffenden Lyrics bleibt das ganze Album erhalten, ohne dass INTRONOMIC auch nur eine Sekunde langweilen oder sich selbst kopieren.
Eines ist absolut sicher: Das neue Album PILLE, das in Form von handgemachten CDs mit Beipackzettel wie ein Medikament (nicht verschreibungspflichtig) gehandelt wird, ist definitiv kein Placebo sondern ein in seiner Zusammensetzung einzigartiges Präparat, das schon nach wenigen Sekunden seine volle Wirkung entfaltet.
Zitat:
"INTRONOMIC stellen eine der innovativsten Newcomer-Bands der aktuellen Zeit dar. Wie sie es verstehen mit Klängen zu malen und Bilder zu erschaffen, ist in Kombination mit der unvergleichlichen Stimme und den Texten so definitiv nicht zu finden." Emergenza 2015
Fakten für die Akten:
Bist du overkreiselt, brauchst du ein wenig Abstand vom grauen Planeten? Dann komm mit Intronomic auf eine unvergessliche Reise! Electroide Klangfarbphasen: E-Cello, 7-Saiter/Akustik-Gitarre, Bass&Drums und Sampler&Synthesizer. Deutsche, kritisch-lyrische Liedtexte. Akustophysikalische Musik. Stil ohne Zensur. Egal ob Abheben, Gas geben, Hans-Dampf-mäßiges Bassbeben, oder einfach mal Untergehen, Farben sehen, sich verträumt im Kreise drehen?
Hätte Sven Regner (Element of Crime) damals mit Kraftwerk gespielt, so wäre der Sound von INTRONOMIC entstanden.