Die CD ist tot, es lebe die CD …
Die CD ist tot, es lebe die CD. Obwohl sich der Markt in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung des Online‐Musikgeschäfts zweifelsohne in Bewegung befindet, so hält sich der bewährte CD‐Silberling weiterhin exzellent im Rennen. Zuletzt erfreute sich das Medium CD weltweit sogar wieder einer steigenden Beliebtheit. So wurden laut Zahlen des Statistikunternehmens „MRC Data“ im Jahr 2021 weltweit 108,98 Millionen CDs verkauft – also 6,3 Prozent mehr als 2020, als es 102,48 Millionen CDs waren.¹ Totgesagte leben bekanntlich länger.
Genau diese Erkenntnis macht sich der Betreiber der Plattform www.getyourmusic.de seit fast 25 Jahren und mit zunehmendem Erfolg zu Eigen. Das Konzept einer für alle Musiker, Künstler und Bands offenen Vertriebsplattform zum Direktangebot der eigenen CD‐Produktionen zeigt sich mehr und mehr als „Fels in der Brandung“ in einer um Anteile tobenden, digitalen Musikflut.
getyourmusic ist nicht nur konzeptionell, sondern darüber hinaus auch mit seinem Anspruch eines „Fair music trading“ für Musiker, Künstler und Bands eine interessante Zusatzoption für das eigene Musikbusiness. Versprochen und gehalten werden ein unkompliziertes und risikoloses Handling ohne vertragliche Bindung, volle Transparenz und Kontrolle über die eigenen CD‐Angebote und ‐Verkäufe, Full‐Service bei Versand und Logistik und ein sehr lukratives Preismodell, bei dem der überwiegende Teil der Verkaufserlöse (70%) bei den Musikern landet.
Die Distributionsplattform getyourmusic.de des im Süden Niedersachsens in Deutschland beheimateten Unternehmens Musikkonzept wurde bereits 1998 durch den Musik‐ und Kommunikationswissenschaftler Dr. Jörg Linnenbrügger gegründet und erfuhr jüngst eine Generalüberholung mit erfolgreichem Relaunch im Frühjahr 2022.
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URLs:www.getyourmusic.de
com.getyourmusic.de
Firmenname:Musikkonzept getyourmusic
Gründungsjahr:1998
Profil:Online‐CD‐Distribution für unabhängige Musiker und Künstler
Stilrichtung:Alles von Pop, Rock bis Jazz und Klassik
Firmensitz:Löwenhagen, Niemetal, Niedersachsen, Deutschland
Geschäftsführung:Ingrid Semrau
Kontakt:info@getyourmusic.de
Interview mit Dr. Jörg Linnenbrügger,
Gründer von Musikkonzept getyourmusic …
F: Jörg, getyourmusic.de besteht seit fast 25 Jahren. Was war der Anstoß zur Gründung?
J: Die ersten Schritte von getyourmusic entstanden eigentlich aus reiner Experimentierfreude. Die 90er Jahre waren eine spannende Zeit. Die damaligen technischen Fortschritte bei der Computertechnologie und vor allem die zunehmende Verbreitung von DSL‐ und Breitband‐Internet eröffneten plötzlich vollkommen neue Möglichkeiten bei der Webprogrammierung und Nutzung des Internets. Das paarte sich mit der persönlichen „Vorbelastung“ als Musiker, Musik‐ und Kommunikationswissenschaftler und vor allem mit dem Wissen, dass die Musiklandschaft weitaus mehr zu bieten hat, als die CD‐Regale damals in den „Ladengeschäften“ (schmunzelt) hergaben. Der Anstoß für getyourmusic war also eigentlich eine Überlegung, wie man für Musiker, Künstler und Bands eine frei zugängliche Plattform zur Präsentation ihrer eigenen Musik schaffen könnte.
F: Und wie ging es dann weiter?
J: Die erste Fassung von getyourmusic hatte mit einem Musikvertrieb und Online‐Shop wirklich gar nichts gemein. Es war eher ein Musikerforum mit Band‐ und Künstlervorstellungen und einem kostenfreien Kleinanzeigenmarkt, vergleichbar mit „myspace“, nur ohne Musik‐Streaming und ohne Videos. So etwas war damals technisch überhaupt nicht umsetzbar. Beim Forum und den Kleinanzeigen zeigte sich dann, dass Bands mehr und mehr auf ihre eigenen CD‐Produktionen verwiesen, die man in irgend einem Laden in irgend einem Ort kaufen oder per E‐Mail anfordern könne. Da sind wir hellhörig geworden und haben versucht, diese Angebots‐ und Bestellmöglichkeiten auf getyourmusic zu bündeln. Die CD‐Beschaffung bis hin zum Versand an den Kunden war logistisch und aus heutiger Sicht betrachtet ein echtes Abenteuer, hat aber erste Erfolge gebracht.
F: Wenn man so viele Jahre an einer Idee festhält und von Null aus startet, muss es doch ein Schlüsselerlebnis gegeben haben?
J: Ja, das hat es gegeben ‐ sogar zwei. Das erste war ein junger Schlagersänger aus dem norddeutschen Raum, dessen Name hier nicht genannt werden soll und den wir stimmlich und musikalisch eher in den „Amateurbereich“ eingeordnet haben. Seine „Party‐Schlager“‐CD war die erste Scheibe, die wir bei getyourmusic richtig vertrieben haben. Angesichts der Qualität dieses Albums hatten wir alles erwartet, nur eines nicht: Erfolg. Die CD aus dem Jahr 1998 (im Jahr 2004 folgte noch eine zweite des Sängers) fand für unsere damaligen Verhältnisse einen reißenden Absatz, öffnete uns die Augen und bewies, dass jede Musik nicht nur ihre Berechtigung, sondern auch einen Markt hat. Unser Freund hat uns 2005 verlassen müssen, weil er einen Plattenvertrag (!) erhielt. Er ist immer noch aktiv.
F: Und das zweite Schlüsselerlebnis?
J: Ach ja, das ist Arne Schmitt, ein professioneller Straßenmusiker und Pianist, der damals mit einem Konzertflügel (!) in einem eigens umgebauten LKW durch ganz Europa reiste und auf Straßen und Plätzen spielte. Arne ist seit 2005 bei uns und vertreibt nach wie vor seine CDs exklusiv und äußerst erfolgreich bei getyourmusic. Auch hier hat uns das Marktpotential seiner ruhigen, romantischen Klaviermusik überrascht und in unserem Konzept bestärkt. Außerdem zeigte sich, dass unsere Full‐Service‐Dienstleistung von der Online‐Präsentation der CDs bis hin zur Übernahme des kompletten Bestell‐ und Versandwesens offenbar ein Angebot ist, das besonders Musikern, Künstlern und Bands entgegenkommt, die viel unterwegs sind oder einfach keine Zeit haben, sich um den Vertrieb und Versand Ihrer Scheiben selbst zu kümmern. Arne ist inzwischen ein echter Freund der getyourmusic‐Familie geworden und wir versuchen, wo immer es geht, ihn zu unterstützen.
F: Kommen wir noch einmal auf 1998 zurück, das auch das Gründungsjahr von „CD Baby“, dem amerikanischen Pendant zu getyourmusic, ist. Kann man da an einen Zufall glauben?
J: Ja, das ist wirklich ein Zufall. Wir haben selbst erst relativ spät erfahren, dass „CD Baby“ im selben Jahr wie getyourmusic auf der Bildfläche erschien. Die Kolleginnen und Kollegen in den USA haben in der „Garage“ angefangen, wir im Wohnzimmer. Auf jeden Fall zeigt aber der überaus große Erfolg von „CD Baby“ in Amerika, dass man mit dem Konzept einer für alle Musiker, Künstler und Bands offenen CD-Vertriebsplattform auf dem richtigen Weg ist. Natürlich verfolgen wir die Entwicklung von „CD Baby“ in den USA und sind voller Bewunderung. Respect!
F: Wohin soll für getyourmusic die Reise gehen?
J: Auf jeden Fall immer weiter. Die CD als Musikmedium ist längst nicht tot und – ganz ehrlich – sind wir fest davon überzeugt, dass sie niemals sterben wird. Vielleicht wird die CD als Medium in dieser Form in Zukunft durch ein anderes Medium ersetzt werden, aber Musik wird immer auf einem physikalischen Datenträger angeboten und verkauft werden. Wie oft wurde in der Vergangenheit schon der Abschied des gedruckten Buches eingeleitet? Wer jährlich die Buchmesse besucht, wird eines Besseren belehrt.
F: Warum setzt getyourmusic so beharrlich auf das CD‐Geschäft und nicht auf den digitalen Musikvertrieb?
J: Erstens aus den zuvor genannten Gründen und zweitens wollen wir nicht eines der vielen Tausend kleinen Rädchen in einem Markt werden, der längst unter den wenigen Großen aufgeteilt ist und von diesen beherrscht wird. Wer angesichts der zunehmenden Monopolisierung des heutigen Musikmarkts überhaupt noch eine Chance haben will, muss sich abheben und durch Individualität und Flexibilität glänzen. Das CD‐Geschäft bleibt also das primäre Standbein von getyourmusic – vor allem auch deshalb, weil dieses Standbein ziemlich robust ist.
F: Also will getyourmusic dem etablierten Musikmarkt nicht gezielt in die Suppe spucken?
J: (lacht) Nein, warum Windmühlen erobern, die wir gar nicht besitzen wollen und betreiben können? Wir wollen gar nichts mit der Top‐100‐Massenware und einem Business zu tun haben, bei dem Musik nur dann wertvoll zu sein scheint, wenn sie ordentlich Kasse macht und wenn Sie einem künstlich generierten Massengeschmack genügt. Wir wissen, dass Musik weitaus interessanter, vielschichtiger, überraschender, experimenteller und lebendiger ist, als das, was landauf, landab und tagein, tagaus über die Sender zu hören ist. In der zeitgenössischen klassischen Musikszene gibt es eine Konzert‐ und Schriftenreihe mit dem Titel „Musica viva“. Musik lebt – genau das trifft es. Und es lässt sich auf das gesamte „Musikleben“ und alle Genres übertragen, egal ob Pop, Rock, Jazz oder Klassik. Wir selbst sind immer wieder voller Begeisterung über die spannende und ideenreiche Musik, die bei uns angeboten wird und die sich teilweise so gar nicht in die gängigen Schubladen packen lässt. Und das ist gut so! Unsere eigene Firmengeschichte hat uns gelehrt, dass Musik nicht berechenbar ist und dass sich erst Recht keine Erfolgsaussichten für einzelne CD‐Alben berechnen lassen. Musik steckt voller Überraschungen – in jeder Hinsicht.
F: Und zum Abschluss des Interviews bitte eine Prognose für getyourmusic.
J: Keine Prognose, sondern nur die zum Ausdruck gebrachte Hoffnung, dass noch viele Musiker, Künstler und Bands uns mit Ihrer Musik überraschen und mit ihren CDs Teil des getyourmusic‐Konzepts werden. Wir freuen uns darauf.